Wie versprochen kommen jetzt drei Beiträge, die sich nicht um meine Tätigkeit beim FSJ handelt.
Zuerst einmal zu meinem Alltag. Zur Arbeit geht es jeden Morgen, an dem ich arbeiten muss, mit der Lehrerin (F.), bei der ich wohne, gegen 7:45 Uhr los. Die Straßen sind morgens oft viel befahren, da es meist nur eine richtige Straße gibt, die in Richtung Ziel, in unserem Fall in die Nähe des Stadtzentrums von Saint-Pierre führt. Viele Straßen, wie die „Autobahnen“, hier „route nationale“ (wie Bundesstraße), sind rund um die Uhr stark befahren, vor allem wenn sie zum Teil durch Städte führen, wie es bei Saint-Pierre auch der Fall ist. Darum benutzen wir morgens immer einen anderen Weg, der etwas holpriger, dafür aber nicht ganz so stark befahren ist. Dieser führt durch ein Zuckerrohrfeld und endet ganz in der Nähe der Schule. Anschließend folgt die Arbeit von 8 Uhr bis 16 Uhr. Nach der Arbeit fahren wir meistens direkt wieder nach Hause, manchmal geht es aber noch Einkaufen, da es von der Schule aus näher ist, oder wir gehen noch mit Kollegen in die Stadt etwas trinken. Generell habe ich Nachmittags oft Zeit für mich, ich mache neben der Schule keine Aktivität wie Sport im Verein oder Musik, was vor allem daran liegt, dass ich nicht über eigenes Auto verfüge und da F. meistens das Auto braucht, besonders wenn ihre Kinder alle 2 Wochen da sind, ist es schwierig, mich da auch noch unterzukriegen. Sport mache ich aber trotzdem ein wenig zuhause. Natürlich helfe ich ebenfalls im Haushalt mit, sprich ich wasche dann oft meine Klamotten oder mache den Abwasch etc., was auch kein schlechter Zeitvertreib ist. Das alles unterscheidet sich wenig von zuhause in Deutschland, klar, bin ich hier mehr auf mich allein gestellt aber ich wohne hier quasi in einer Familie, sprich so anders ist es nicht. Allerdings bin ich meistens, wenn ich von der Arbeit nach hause komme, sehr erschöpft, da einem die ständige Hitze in diesen besonders heißen Monaten dann doch zu schaffen macht, wodurch ich mich oft erstmal ein wenig ausruhen muss (es wird hier ab etwa 9 oder 10 Uhr morgens bis über 30°C heiß und da sich die Insel in Äquatornähe befindet, ist die Sonne sehr intensiv). Insgesamt ist es aber doch ein sehr entspannter Tagesablauf und ich darf auch öfters das Auto benutzen um in die Stadt zu fahren und etwas zu besorgen oder zu erledigen. Mittwochs, wo ich keine Schule habe, heißt es ausschlafen und Dinge erledigen, die vielleicht etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Manchmal geht es aber auch ans Meer, ein bisschen baden und Fische beobachten, was man hier ausgezeichnet machen kann. Das Wasser ist sehr angenehm und mit einer Tauchermaske und Schnorchel kann man seine Zeit gut damit vertreiben, die vielen Bunten Fische zwischen den Korallen anzuschauen. Die Strände im Süden und Westen der Insel sind die einzigen, an denen man Baden kann, da es sich hier um Lagunen mit weißem oder auch zum Teil schwarzem Sand handelt. Hier brechen die Wellen bereits 100 bis 200m vor dem Ufer und es ist relativ flach, was es zum perfekten Badeort macht. Im Osten und Norden ist das Meer viel rauer und an den meisten Stellen ist es sogar lebensgefährlich, ins Wasser zu gehen, da die Wellen zu stark sind und es sich meist um Steilküste oder grobe Steine als Strand handelt.
Ansonsten gehen wir auch manchmal zur Mutter von F. meistens, um dort etwas zu Mittag zu essen. Zum Essen und zur Kultur kommt ein weiterer Beitrag.
An den Wochenenden sieht es meist ähnlich aus, Einkaufen, essen gehen, Meer, Zuhause entspannen und abends noch etwas trinken gehen.
Der Alltag ist für mich somit eigentlich ganz gut geregelt, ich habe ein paar Routinen und ich muss sagen, ich finde es oft gar nicht so schlimm, dass man nach der Arbeit nicht mehr so viel Zeit hat. Man kommt nach hause, ruht sich etwas aus, erledigt ein zwei Sachen, isst was und dann legt man sich schlafen. Dafür kann ich die drei freien Tage in der Woche um so mehr genießen. Außerdem komme ich mit der Umstellung aus Deutschland mittlerweile ganz gut zurecht. Ich muss hier etwas mehr planen was zum Beispiel Einkaufen betrifft, da sich bei mir nichts in Fußmarschnähe befindet, man muss also immer mit dem Auto los, wenn man etwas besorgen will. Manchmal finde ich das lästig, da ich es von zuhause gewohnt bin, dass alles zu Fuß oder mit dem Fahrrad einfach erreichbar ist, aber man gewöhnt sich daran. Das Fahrradfahren vermisse ich aber etwas, muss ich sagen, jedoch sind hier die Höhenunterschiede zu extrem und die Fahrradverkehrswege sind nicht gut genug ausgebaut, dass man hier gut mit dem Fahrrad von A nach B kommt, zumindest nicht wenn man außerhalb des Stadtzentrums wohnt, wie es bei mir der Fall ist. Das Autofahren war für mich aber auch eine gewisse Umstellung, nämlich bin ich von zuhause ein Automatikfahrzeug gewohnt, hier fahre ich jedoch mit einem etwas älteren Schaltwagen, somit musste ich mich auch daran wieder gewöhnen, was aber recht schnell ging. Abgesehen davon ist das Leben hier deutlich einfach als bei mir zuhause (nicht im Sinne vom „Schwierigkeitsgrad“), es ist dreckiger als in Deutschland, leider ist die Umweltverschmutzung recht hoch und man findet fast über all Müll, und das meist nicht wenig. Der Lebensstandart ist nicht so hoch wie bei uns, trotzdem finde ich es sehr schön hier. Ich kann jedem empfehlen, zumindest mal Urlaub hier zu machen, jedoch muss ich dazusagen, dass vor allem Lebensmittel hier sehr teuer sind, also es ist deutlich teurer als zuhause, außer die Spritpreise, die sind, soweit ich weiß, momentan billiger. Jetzt mit der Inflation und dem Krieg ist der Preisunterschied zwar vermutlich nicht mehr so hoch, aber soweit ich mitbekommen habe, ist auch la Réunion gewissermaßen davon betroffen.
Die Leute hier sind aber sehr nett und alle, die ich bisher kennengelernt habe, waren aufrichtig, respektvoll und höflich. Klar gibt es hier und da ausnahmen, aber der Gesamteindruck ist auf jeden Fall positiv.
Wie schon gesagt, kommt der nächste Beitrag zur Kultur, dem Essen und der Sprache und wie ich damit zurechtkomme, außerdem kommt noch ein Beitrag zu Ausflügen, die ich bisher hier unternommen habe, da sich die Insel auch hervorragend für schöne Wanderungen im Grünen eignet.