Nun zu dem Thema, was euch vermutlich am meisten interessiert: Die Kultur (über die habe ich in Teilen schon gesprochen), die Sprache und natürlich wie ich damit zurechtkomme.
Zunächst zur Sprache. Da la Réunion zu Frankreich gehört, spricht man hier Französisch. Jedoch ist das nicht die einzige Sprache, denn es gibt hier auch das lokal gesprochene „créole“ oder „kréol“. Dabei handelt es sich um eine eigene Sprache der Einheimischen. Diese ist jedoch keine „komplette“ Sprache, das heißt man kann nicht ausschließlich kreolisch sprechen, sondern es wird oft mit Französisch gemischt. Der Akzent ist nicht sehr leicht zu verstehen und auch die Franzosen aus dem Festland verstehen teilweise kein Wort, wenn jemand mit starkem Akzent und fast ausschließlich kreolischen Wörtern spricht. Dementsprechend fällt es mir oft ähnlich schwer, jedoch gewöhnt sich das Ohr mit der Zeit an die Aussprache, die verschiedenen Wörter und mittlerweile verstehe ich auch vieles, sofern mindestens die Hälfte aus normalem Französisch besteht. Bei den kleinen Kindern in der Schule ist es nochmal schwieriger, da sie teilweise von zuhause nur das Kreolisch gewöhnt sind und dazu noch undeutlich sprechen, wodurch man teilweise wirklich gar nichts versteht, aber zum Glück ist das, was sie sagen, oft nicht so wichtig oder man kann es leicht abtun 😉 (ich gebe mir aber natürlich trotzdem Mühe, es zu verstehen). Die kreolische Sprache kann auch geschrieben werden, es ist also keine rein gesprochene Sprache, wie viele Dialekte bei uns. Dabei ist besonders auffällig, dass hier die Wörter so geschrieben werden, wie man sie hört, anders als es im Französischen oft der Fall ist. Also zum Beispiel wird ein k-Laut nicht wie im Französischen mit c oder mit qu(e) geschrieben, sondern eben mit k und Wörter verlieren stumme Konsonanten oder Vokale am Ende, zum Beispiel „pas“ wird zu „pa“ und aus „aime“ wird „aim“. So wird aus dem Wort „comment“ (zu deutsch das Fragewort „wie“) zu „koman“.
Das normale Französisch, was aber auch die meisten hier beherrschen, bereitet mir keine großen Probleme. Klar, gibt es hier und da Vokabeln, die ich nicht kenne und manchmal fällt es mir dadurch schwer Zusammenhänge oder generell den Sinn einer Aussage zu verstehen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich mittlerweile viele Wörter gelernt habe und dass ich das Meiste einwandfrei verstehe, was schließlich auch Sinn der Sache ist, wenn man für längere Zeit ins Ausland geht. Ich finde es sehr angenehm, mich mit anderen Leuten verständigen zu können, obwohl man nicht dieselbe Muttersprache spricht, mir ist aber auch aufgefallen, wie schön es ist, eine Sprache, seine Muttersprache, einwandfrei zu beherrschen, ohne lange Wörter suchen zu müssen und ohne dass man immer wieder einzelne Wörter nicht versteht. Aber man gewöhnt sich an alles und selbst wenn ich es nicht direkt merke, habe ich mich schon deutlich seit meiner Ankunft verbessert, sowohl was das Verstehen, als auch was das Sprechen angeht. Ich kriege häufig gesagt, wie gut ich Französisch spreche, und dass ich keinen starken Akzent habe, was mich natürlich sehr freut. Diese Freundlichkeit ist hier generell sehr auffällig. Die Leute sind höflich, zuvorkommend, verständnisvoll, hilfsbereit und in meinen Augen sehr liebenswürdig. Außerdem gehört die Gastfreundschaft hier zum Zusammenleben dazu und man wird oft von Freunden aber vor allem von der Familie eingeladen zum Essen. Die meisten, die hier leben, haben einen Großteil der Familie ebenfalls auf der Insel, meist sogar im selben Ort oder zumindest nicht so weit weg, dass man nicht mal eben zum Essen vorbeifahren könnte. So bin ich ebenfalls des Öfteren bei der Mutter oder dem Bruder von F. um dort mit der restlichen Familie etwas zu essen. Das Essen hier ist außerdem besonders und es gibt einige Gerichte, die hier als sehr typisch gelten und überall zu bekommen sind. Allgemein gehört zu jeder Speise eigentlich immer Reis und dazu gibt es immer entweder Linsen oder Bohnen (meist rote). Das, was man dazu bekommt, unterscheidet sich dann: Die meisten Gerichte werden in der sogenannten „Rougail“-Sauce serviert. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Sauce, welche meist aus Tomaten, Schalotten, Ingwer, scharfe Paprika / Chili, Knoblauch, Kurkuma, Thymian, und Öl zubereitet wird. Die Gerichte sind dann zum Beispiel Würstchen, woraus dann die hier bekannteste Speise „Rougail-saucisses“ wird, statt den Würstchen gibt es aber auch Varianten mit Fisch („Rougail-poisson“), Hühnchen („Rougail-poulet“), Shrimps bzw. Garnelen („Rougail-crevette“) und noch viele mehr. Wie gesagt, diese werden immer mit Reis und Bohnen oder Linsen serviert. Neben diese Speisen wird zusätzlich immer noch eine kleine Schale mit „Rougail-piment“, oder auch „Rougail-tomates“ genannt, gestellt, eine sehr, sehr scharfe Sauce, welche hier gerne von den Einheimischen gegessen wird. Abgesehen von den großen Speisen gibt es auch noch eine Spezialität für unterwegs, nämlich die sogenannten Samoussas. Das sind kleine frittierte Dreiecke aus einer Art Teig, die dem Teig der Frühlingsrollen sehr ähnlich ist. Diese Dreiecke sind dann gefüllt mit Hähnchenfleisch, Rind, Gemüse, Käse oder Fisch und werden oft am Straßenrand oder in kleinen Läden zum Mitnehmen verkauft. Was jedoch noch häufiger zu bekommen ist, sind Früchte aller Art. Seien es Ananas, Bananen, Litschis, Passionsfrüchte, Mangos, Papaya, … Diese wachsen alle hier auf der Insel und werden dementsprechend frisch verkauft und schmecken hervorragend!
Auch zum Trinken gibt es hier einige Besonderheiten: Zunächst einmal ist das Leitungswasser gechlort, es empfiehlt sich also, es nicht zu trinken, gerade wenn man aus dem Ausland kommt und es nicht gewöhnt ist. Außerdem ist es teilweise mit dem Regenwasser verknüpft, sprich nach viel oder starkem Regen ist das Wasser nicht mehr so sauber und es sollte auf keinen Fall getrunken werden. Somit ist man leider gezwungen Wasser zu kaufen und das beste und billigste ist eben leider in Plastik verpackt. Abgesehen vom Wasser gibt es hier neben Fruchtsäften und allerlei Getränken mit haufenweise Süßstoffen und Zucker natürlich auch die bekannten Softdrinks zu kaufen. Was den Alkohol angeht, wird hier hauptsächlich Rum getrunken. Meist wird dieser sogar selbst zuhause mit den Früchten aus dem Garten hergestellt, also zum Beispiel mit Passionsfrucht, Ananas, Litschi, Mango, etc. Neben dem Rum gibt es hier ein einheimisches Bier, das „Dodo“, welches auch überall auf der Insel zu bekommen ist und mit einem kleinen Dodo-Logo versehen ist.
Insgesamt lässt sich also sagen, dass die Réunionesen sehr gastfreundlich sind, es gutes Essen gibt (Vegetarier gehen hier allerdings oft leer aus bzw. müssen sich die passenden Restaurants heraussuchen, da in den einfacheren, kleinen Restaurants teilweise keine oder nur wenige vegetarische Speisen angeboten werden) und wenn man Rumliebhaber ist (was bei mir jedoch nicht der Fall ist), ist das hier der perfekte Ort. Unten findet ihr noch ein paar Bilder zu den Speisen und den Getränken.

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